Synergien der Produktarchitektur für die Produktentwicklung
Eine definierte Produktarchitektur eignet sich hervorragend als Basis zur Strukturierung aller produktbezogenen Daten.
Damit verbessern Sie die Vergleichbarkeit der Produktdaten, Analysen werden einfacher.
Kostenbenchmark
Konkurrenzprodukte sind oft unterschiedlich aufgebaut, so dass im ersten Augenblick die Kosten schwer vergleichbar sind. Werden Sie jedoch immer in die Struktur der eigenen Produktarchitektur übersetzt, ergibt sich eine sehr gute Vergleichbarkeit auf Modul-Ebene:
Funktionskosten
Aus Kundensicht interessieren jedoch nicht die Modulkosten, sondern vielmehr die Kosten der einzelnen Funktionen.
Diese können recht einfach mit Hilfe einer Modul-Funktions-Matrix aus der Modulkostentabelle ermittelt werden.
Die Modul-Funktions-Matrix definiert hierbei die Kostenrelation zwischen Modulen und Funktionen, also wie viel % der Kosten eines Moduls auf die enthaltenen Funktionen entfallen:
Funktionskosten werden u.A. bei der Wertanalyse benötigt, bieten aber noch weitere interessante Analysemöglichkeiten, wie in folgenden Beispielen gezeigt.
Preisempfindlichkeit der Funktionskosten
Trägt man die aus den Kostenbenchmark ermittelten Funktionskosten über den Produktpreisen auf, erhält man Grafiken wie z.B.:
Die grüne Minimalkostenkurve markiert die kostengünstigste Funktion bei jedem Produktpreis.
Der Vergleich zwischen eigenen Funktionskosten und der Minimalkostenkurve gibt Hinweise auf Konkurrenzfähigkeit und Ersparnis-Potential und erlaubt so punktgenaue Kostenprojekte.
Minimalkostenkurve des Produktes
Werden die Minimalkostenkurven aller Funktionen aufaddiert, erhält man die Minimalkostenkurve des Gesamtproduktes.
Diese repräsentiert Produkte, die die günstigsten Lösungen aller Konkurrenten an jedem Preispunkt vereint, also unterstellt, dass die Konkurrenz voneinander lernt.
Auch wenn ein Produkt aus den jeweilig günstigsten Funktionen gar nicht realisierbar sollte, zeigt die Minimalkostenkurve doch auf, in welchen Preissegmenten die Konkurrenzfähigkeit am schwächsten ist, und mit welcher maximalen Kostensenkung kurzfristig überhaupt gerechnet werden kann.
Diese Analyse ermöglicht gezielte Kostenreduktionsprojekte anstatt eines „Gieskannenprinzips“, bei dem jedes Bauteil das gleiche prozentuale Kostenziel erhält.
Unter Berücksichtigung der eigenen Wertschöpfungskette lässt sich die Minimalkostenkurve sehr schnell in die bestmögliche Rendite je Preispunkt übersetzen. Damit ist auf einen Blick klar, in welchen Segmenten mit den aktuellen Technologien und Prozessen Geld verdient werden kann und wo nicht.
Organisation:
Synergien aus der Produktarchitektur können am effektivsten genutzt werden, wenn sich die Organisation der Produktarchitektur anpasst, z.B. mit Verantwortlichen
- für jedes Modul
- für jede Funktionsgruppe
- für die gesamte Plattform
Weitere Möglichkeiten
QFD ist eine Methode, um Kundenanforderungen in Produktanforderungen zu übersetzen. Vorausgesetzt einige handwerkliche Regeln werden eingehalten, liefert ein QFD auf sehr effiziente Weise die Grunddaten für Produktstrategie, Produktarchitektur und Wertanalyse:
- Kundenforderungen mit Prioritäten
- Produktfunktionen mit Prioritäten
- Markenprioritäten
- Effiziente Dokumentation von Produktbenchmark und nötiger Entwicklungsrichtung
Wertanalyse: Für die Wertanalyse werden die o.g. Funktionskosten mit den Prioritäten der Produktfunktionen des QFD verglichen:
Bei den Funktionen oberhalb der Diagonalen übersteigen die relativen Kosten die Priorität, sollten also billiger werden, während Funktionen, die unterhalb der Diagonalen liegen die Chance zu höherer Rendite beinhalten und weiterentwickelt werden sollten.
Testinstitute führen vergleichende Produkttests durch, und sind damit eine günstige Möglichkeit, die Performance eigener Produkte mit Konkurrenzprodukten zu vergleichen. Zur effizienten Nutzung dieser Daten sollten im QFD und der Produktstrategie verwendete Produktfunktionen denen der Testinstitute entsprechen.
Roadmaps dienen über die Einführung der Produktarchitektur hinaus als perfektes Kommunikationswerkzeug, um zukünftige Entwicklungen funktionsübergreifend zu synchronisieren, z.B. zwischen Entwicklung und Einkauf zur Definition der Zulieferer-Strategie.
Zuliefer-Strategie: Produktarchitektur und Supply-Chain beeinflussen sich gegenseitig und steigern ihren Wert, wenn sie aneinander angepasst werden.